Auf ein Glas BROTKA … mit Moritz Aschauer

Für diese Ausgabe von unserer Serie „Auf ein Glas mit …“ freuen wir uns auf das Interview mit Moritz Aschauer. Er hat sich mit dem Brotproblem in Österreich befasst und festgestellt, „dass jedes Jahr rund 60.000 Tonnen Brot im Müll landen“. Eindeutig „zu viel“, lautet sein Fazit und damit war der Funke für das Upcycling-Projekt „hochBROTzentig“ gezündet.

Farthofer: Lieber Moritz, uns verbindet die Begeisterung für die Aufwertung von altem Brot. Josef und du kennt euch vom Campus Wieselburg der FH Wiener Neustadt, wo du Produktmarketing und Projektmanagement studiert hast und Josef Vortragender war. Wie kamst du auf die Idee, dem köstlichen Brot eurer Bäckereien ein zweites Leben einzuhauchen?
Aschauer: Zu der Zeit bin ich bei uns in der Bäckerei viel liefern gefahren. Da fährt man zu verschiedenen Geschäften, bringt frisches Brot hin und nimmt das überschüssige vom Vortag mit. Dabei bekommt man jeden Tag vor Augen gehalten, wie viel Brot eigentlich übrigbleibt. Man muss sich mal vorstellen, dass man mit dem Überschuss von Wien ganz Graz ernähren könnte. Natürlich hat man, wenn man von Geschäft zu Geschäft fährt, auch viel Zeit nachzudenken, und da entstehen oft die wildesten Ideen. Als ich schließlich eines Tages gelernt habe, wie Gin produziert wird, und dass die Basis von Gin ebenfalls Getreide ist, ließ mir das keine Ruhe. Brot besteht schließlich auch fast nur aus Getreide. Ich spann die Idee immer weiter, bis ich schließlich mal den Mut fasste, mit Josef darüber zu sprechen. Ein Freund von mir, der Josef schon etwas besser kannte, hat damals den Kontakt hergestellt. Josef war sofort begeistert von der Idee und meinte: „Das probieren wir aus.“ Die positive Einstellung des Profis war letztendlich sicher auch ein großer Motivator, das Projekt weiter zu verfolgen. In der Entwicklungsphase sind dann auch die Ideen für den Vodka (BROTKA) und Ouzo (BROTUZO) entstanden.

Blog Interview Moritz Aschauer - Destillerie Farthofer
Blog Interview Moritz Aschauer - Destillerie Farthofer

Farthofer: Du kommst aus einer Mühlviertler Bäckersfamilie, die in 5. Generation Brot bäckt. Was war die berührendste Reaktion deiner Familie auf dein Projekt hochBROTzentig?
Aschauer: Genau, in unserer Familie wird seit über 125 Jahren gebacken. Das schönste am ganzen Projekt war der Rückhalt, den ich von Anfang an bekam. Meine Eltern waren sofort begeistert von der doch etwas außergewöhnlichen Idee und ohne ihre Unterstützung wäre die Realisierung sicher nicht möglich gewesen. An dieser Stelle möchte ich mich mal bei meinen Eltern und auch meinem Bruder bedanken, die mich allesamt sehr bei dem Projekt unterstützen. Die Begeisterung für hochBROTzentig ist bei allen von ihnen stark zu spüren. Das berührt mich natürlich sehr und treibt mich auch weiter an.

Farthofer: Backwaren haben eine kurze Lebensdauer, Du verleihst ihnen eine längere. Welches Produkt würde sich deiner Meinung nach noch einen zweiten Produktkreislauf verdienen?
Aschauer: Natürlich jedes Lebensmittel, welches im Müll landet. Wenn man bei der Produktion eines Produktes von Anfang bis Ende dabei ist, sieht man, was tatsächlich dahinter steckt. Deshalb wusste ich es zum Beispiel beim Brot. Aber es gibt sicherlich sehr viele Produkte, die jemandem das Herz brechen, wenn sie im Müll landen. Wo mir das Herz aber ganz besonders schmerzt, wenn es grundlos weggeworfen wird, ist bei Fleisch. Fleisch ist nicht nur ressourcenmäßig ein extrem aufwändiges Gut, sondern dafür musste auch ein Tier sterben. Wenn das weggeworfen werden muss, find ich das ziemlich schmerzhaft und unwürdig den Tieren gegenüber. Klingt zwar etwas verrückt, aber hier wäre es echt cool, wenn jemand eine Möglichkeit finden würde, wie man es vorm Mülleimer retten könnte.

Farthofer: Deine Serie besteht aus den drei Bränden BROTKY, BROTGINSKY und BROTUZO, allesamt witzige und außergewöhnliche Namen. Welchen Namen trägt dein Haustier?
Aschauer: Momentan habe ich keine Haustiere. Aber als Kind hatte ich zwei Katzen, die eine hieß damals Minki und die andere Kuschel, inspiriert von meiner damaligen Lieblingsfernsehserie „Bob der Baumeister“. :-D

Farthofer: Wer sind die typischen Kunden deiner Brände?
Aschauer: Die typischen hochBROTzentig-Kunden legen auf Qualität und auf Nachhaltigkeit viel Wert. Sie suchen etwas Außergewöhnliches, etwas Abwechslungsreiches, das sich von der Masse abhebt.

Farthofer: Wir haben gerade Josef Junior in Finnland besucht. Dort hat das Thema Recycling einen äußerst hohen Stellenwert und es gibt besonders innovative Ideen und Unternehmen zu diesem Thema. Gab es kürzlich auch eine nennenswerte Beobachtung deinerseits?
Aschauer: Ich finde Foodsharing-Konzepte super. Vor kurzen war ich bei einem Vortrag von Foodsharing OÖ, welche die „Fairteiler“ in Linz und Umgebung betreiben. Ich den Namen „Fairteiler“ mega, aber das Konzept natürlich ebenso. Sie retten Lebensmittel von Supermärkten und stellen es schließlich in den Fairteilern bereit. Jede und jeder der möchte kann sich von dort kostenfrei Lebensmittel abholen, welche vielleicht nicht mehr ganz einwandfrei sind, aber auf alle Fälle noch genießbar und meist nur kleine Mängel aufweisen. Solche Projekte bringen wirklich einen Mehrwert.

Blog Interview Moritz Aschauer - Destillerie Farthofer
Blog Interview Moritz Aschauer - Destillerie Farthofer

Farthofer: Dass wir als Gesellschaft Müll reduzieren müssen, ist evident. Dein größter Müll-Vermeidungserfolg in letzter Zeit?
Aschauer: Auf alle Fälle hochBROTzentig. Wir konnten mittlerweile schon einige Tonnen kostbares Brot vor dem Mülleimer retten und gemeinsam mit euch zu wirklich köstlichen Spirituosen veredeln. Privat versuche ich vermehrt auf nachhaltige Alternativen zurückzugreifen. Ein Produkt von einem Start-Up, welches mir beispielsweise gut gefällt ist BRüSLi. Die machen Müsli aus Restbrot. Sehr empfehlenswert für alle, die gerne Müsli essen.

Farthofer: Könntest du dir ein Zero Waste-Leben vorstellen?
Aschauer: Wir betreiben auch einen Nahversorgermarkt in einer kleinen Gemeinde in Oberösterreich mit rund 1.700 Einwohnern. In solchen Nahversorgermärkten geht es darum, das Nötigste zum Leben anzubieten. Zero Waste-Produkte sind hier eine zu kleine Nische und können wir somit leider nicht anbieten. In einer Stadt mit entsprechendem Angebot, und einer größeren Käuferschicht, könnte ich mir das allerdings gut vorstellen, aber am Land tut man sich ziemlich schwer, ein Zero Waste-Leben umzusetzen. Außerdem haben Verpackungen auch ihre Vorteile. Ein Beispiel: Folien schützen Fleisch vor dem Verderb. Nun kann man darüber diskutieren, ob es besser ist, Kunststoffe zu haben, welche schließlich weggeworfen werden müssen – oder, ob es besser ist, mehr Fleisch, das nicht rechtzeitig gekauft wurde, wegzuwerfen. Das ist aus meiner Sicht beides nicht optimal. Ich denke, wichtiger wird es sein, die Abfälle, die wir ohnehin produzieren, weniger belastend für die Umwelt zu machen, wie es zum Beispiel mit Maisstärkekunststoffen teilweise schon praktiziert wird. Wir müssen uns als Gesellschaft eher in diese Richtung bewegen, komplett wegkommen werden wir von Verpackungsmaterialien vorerst wohl nicht.

Farthofer: Welcher deiner Brot-Schnäpse wird in der kalten Jahreszeit am liebsten getrunken?
Aschauer: BROTGINSKY ist das ganze Jahr über die beliebteste unserer Spirituosen. In der kalten Jahreszeit auch sehr gut als Punsch zu genießen. Rezepte dazu findet man auf unserer Webseite www.hochBROTzentig.at

Farthofer: In welchem Kontext werden wir als nächstes den Namen Moritz Aschauer hören?
Aschauer: Mit hochBROTzentig planen wir die nächsten Schritte. Es hat sich gezeigt, dass das Konzept für unsere Bäckerei gut funktioniert. Nun möchten wir dies ausweiten und auch für andere Bäckereien anbieten. So kann von vielen Produzenten Brot gerettet werden und jede dieser Bäckereien kann ihren eigenen BROTKA, BROTGINSKY und BROTUZO anbieten. Für die Leute aus Pabneukirchen und Umgebung: Auch mit unserer Bäckerei geht es spannend weiter. Wir befinden uns gerade mitten in der Planungsphase für den Ausbau unserer Bäckerei und des Lebensmittelgeschäfts. Also wird sich auch hier in den nächsten Jahren einiges tun.

Farthofer: Toll, dass du wertvolles, altes Brot upcycelst. Alles Gute weiterhin!
Aschauer: Danke dir Doris, aber ohne euch als Partner wär das Ganze nicht möglich. Somit auch ein riesen Danke an euch für die gute Zusammenarbeit!

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