Vorhang auf für die Stars des Mostviertels – Das sind unsere Hausmostbirnensorten 

Das Mostviertel ist bekannt als größtes geschlossenes Mostbirnbaumgebiet Mitteleuropas. Hier ist die Mostbirne daheim. Pomologen schätzen, dass es rund 400 verschiedene Mostbirnsorten geben soll, wobei sich ein Großteil davon im Mostviertel befindet. Da viele Sorten leider nicht (mehr) bekannt sind, hat die LEADER Region Moststraße ein Projekt zur Sortenerhaltung ins Leben gerufen. Die beiden Pomologinnen Martina Schmidthaler und Gerlinde Handlechner bestimmen alle Mostbirnen und Wirtschaftsäpfel, die an den zehn Sammelstellen abgegeben werden. Bereits nach dem ersten Sortenbestimmungstag wurden neue Sorten entdeckt. Man darf gespannt sein, wie viele noch gefunden werden. Von den unzähligen Birnensorten des Mostviertels haben wir unsere Favoriten herausgesucht. Zu unseren Mostbirnenstars zählen die Schmotzbirne, die Speckbirne, die Knollbirne, die Gelbmostler und die Kongressbirne. In diesem Blog wollen wir uns ganz und gar der Kongressbirne verschreiben.

Aromatische Kongressbirne
Schön ist sie nicht unbedingt. Sie ist mit einer Länge zwischen 9 und 12 cm recht groß, die Früchte sind unregelmäßig, manchmal fast klobig. Die glatte, dünne Schale der Kongressbirne glänzt leicht und das Fruchtfleisch ist saftreich, süßlich und halbschmelzend.

Ihren Namen erhielt die Kongressbirne übrigens nicht zufällig. Ein französischer Obstzüchter brachte im Jahr 1863 erste Früchte der damals neuen Sorte hervor. In Erinnerung an den internationalen Pomologenkongress 1867 in Paris wurde ihr daraufhin der Name ‚Souvenir du Congress‘ (dt.: Andenken an den Kongress) verliehen. Daraus wurde einfach ‚Kongressbirne‘. Unsere Kongressbirnen beziehen wir aus Randegg, 30 Minuten südlich von Amstetten, aus der Bergbauernzone 3. Das Klima der sonnigen Streuobstwiesen an den dortigen Südhängen kommt der Kongressbirne sehr entgegen. An falschen Standorten kann die Birnensorte nämlich mehlig und rübig schmecken.

Aufgrund ihres besonderen Aromas, das der bekannten Williamsbirne am nächsten kommt, ist die Kongressbirne unter Schnapskennern sehr beliebt. Im Unterschied zur Williamsbirne entfernt Josef bei der Kongressbirne das Kerngehäuse nicht. Die Maische rührt er öfters durch, damit sie besonders homogen bleibt. Mit dem Destillieren der Kongressbirn-Maische beginnt er bereits in der abklingenden Vergärung, damit der Gerbstoff im fertigen Destillat nicht zu sehr dominiert. Auf Trinkstärke von 40% Alkohol bringt Josef die Bio-Kongressbirne rund zwei Jahre später mit dem besonders klaren und reinen Trinkwasser aus der Quelle in Familienbesitz. Feingliedrig und elegant in der Nase, mit kräftiger Birnennote am Gaumen und feinwürzigem Abgang so präsentiert sich das fertige Birnendestillat.

Apropos Kongress: Einen Kongress hatten wir bei uns übrigens auch schon. Im Jahr 2015 fand der 1. Internationale Streuobstkongress im Mostviertel statt, bei dem sich Expertinnen und Experten dem Thema Streuobst aus verschiedenen Blickwinkeln widmeten. Die Themen reichten vom richtigen Anbau, Umgang mit Krankheiten, Marketing, Most-Architektur bis hin zur Produktentwicklung, immer im Streuobst-Kontext. Im Jahr 2019 wird es wieder einen Streuobstkongress im Mostviertel geben. Vielleicht wird dann ja eine von den neu entdeckten Mostbirnsorten nach diesem Kongress benannt.